Gastinterview mit Fotografin Bianca Thomas

Fast alle Unternehmenswebsites haben eine Rubrik „Über uns“ bzw. „Über mich“, in der das eigene Business beschrieben wird. Doch hier werden oft typische Fehler gemacht.  Zum Beispiel eine viel zu lange und unaussagekräftige Selbstdarstellung. Oder auch: ein fehlendes Foto. Vielleicht stehen Sie nicht gerne vor der Kamera oder scheuen die Kosten für einen professionellen Fotografen. Doch damit verschenken Sie die wertvollste Chance, Ihrem Besucher auf den ersten Blick zu zeigen, wie sympathisch und authentisch Sie sind.

Wir selber hatten unser Businessshooting bei Bianca Thomas und haben die Gelegenheit genutzt, der Fachfrau ein paar Fragen zu stellen.

Manchmal fragen uns Kunden, ob sie denn professionelle Fotos für ihre Website brauchen. Was würdest du ihnen antworten? Wieso ist es sinnvoll, hier Zeit und Geld zu investieren?
Meine Antwort wäre ganz klar: Ja! Die Website ist nicht nur unser Aushängeschild für unsere Arbeiten und Leistungen, sondern auch für uns selbst. Als Kunde möchte ich wissen, mit wem ich es zu tun bekomme. Der erste Eindruck zählt und gerade als Geschäftsmann oder -frau ist es wichtig, dass dieser vor allem professionell, aber immer auch authentisch sein sollte. Das erreiche ich nicht mit einem netten Schnappschuss aus dem Fotoalbum.

Du hast dich auf Business- bzw. Portraitfotografie spezialisiert. Was reizt dich so sehr an dieser Art der Fotografie? Du könntest ja auch Produkte oder Landschaften fotografieren 😉
An der Portraitfotografie reizt mich die Arbeit mit den Menschen und vor allem deren Geschichten. Es erfüllt mich einfach mit unfassbar viel Glück, wenn ich meinen Kunden ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann. Ihnen Erinnerungen fürs Leben schenken kann. Bei der Produktfotografie fehlt mir jeglicher Reiz. Es finden keine netten Gespräche statt, ich habe keine Geschichten zu erzählen und Emotionen fange ich erst recht nicht damit ein. Mit der Landschaftsfotografie habe ich tatsächlich angefangen, als die Fotografie noch Hobby war und ich mich erst mal ausprobiert habe. Doch auch hier stellte ich schnell fest, dass mir irgendetwas fehlt. Es brannte mir förmlich unter den Nägeln 😉

Was macht ein gutes Portrait für dich aus?
Ich glaube, abgesehen von allen technischen Gegebenheiten, ist ein Portrait dann wirklich gut, wenn ich der abgebildeten Person mit diesem Portrait Selbstbewusstsein geben kann, ihr zeigen kann, wie schön sie wirklich ist und ich im Idealfall auch noch Emotionen hervorrufen kann.

Bianca Thomas
Bianca Thomas, biancathomas-fotografie.de

Was ist die besondere Herausforderung eines Business-Shootings im Vergleich zu anderen Portraitshootings z.B. auf Hochzeiten? Gibt es etwas, worauf du persönlich großen Wert legst, wenn du Unternehmer fotografierst?
Authentizität ist hier das Stichwort. Ich versuche meine Kunden schon vorab in einem Gespräch etwas kennen zu lernen, schaue mir an, was sie genau machen und anbieten. Als Fotografin habe ich häufig nur ein sehr kurzes Zeitfenster, um einen Eindruck von meinen Kunden zu bekommen und sie etwas kennen zu lernen. Aber genauso umgedreht. Ich glaube, wenn ich selbst authentisch und natürlich bin, bekomme ich das auch von meinen Kunden gespiegelt. Heißt für mich genauso: Ich behandle jeden Unternehmer genauso wie jeden anderen Kunden auch. Vom kleinen Floristen um die Ecke bis hin zum Manager – bei mir gibt’s für alle die gleiche Bianca.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei Fotoshootings jeder Art die Chemie zwischen dem Fotografen und dem Model stimmen muss. Doch ist die Auswahl an Fotografen, die Businessportraits anbieten, riesig. Hast du einen Tipp, wie man am besten einen für sich persönlich passenden Fotografen findet?
Im Grunde gilt hier die selbe Antwort: Sucht euch einen Fotografen, der für euch sympathisch und authentisch ist!
Eben weil man nur wenig Zeit miteinander hat, um sich kennen zu lernen, muss die Chemie stimmen, sonst ist man nachher enttäuscht. Dass mir als Kunde die Arbeiten des Fotografen zusagen, ist aber mindestens genauso wichtig. Wenn ich mich mit meiner Zweit- oder Drittwahl zufrieden gebe, nur weil diese billiger ist, werde ich nachher enttäuscht und unzufrieden sein und das Geld wäre definitiv verschenkt.

Und wenn man dann endlich den richtigen Fotografen gefunden hat, kanns losgehen! Bevor wir unser Shooting bei dir hatten, haben wir dich gefragt, ob unsere Outfits spezielle Farben haben sollen. Daher hier noch mal die Frage: Gibt es Tipps, was man anziehen sollte?
Wenn es keine vorgegebene Arbeitskleidung gibt, gilt bei mir die Devise: Wohlfühlen.
Das hat Priorität. Denn wer sich verkleidet, wird sich nachher auf den Fotos nicht „erkennen“ können. Man wird sich fremd vorkommen und dadurch unzufrieden sein.
Trotzdem rate ich immer von zu kleinen oder zu vielen Mustern ab. Auch von großen Aufdrucken anderer Firmen ist abzuraten.
Meistens bespreche ich das auch schon vorab mit meinen Kunden und sie bringen eine Auswahl an Kleidung mit oder schicken mir vorab Fotos. Manchmal passt Bluse B auch besser zur Location als Bluse A. Eine Auswahl dabei zu haben ist also immer von Vorteil.
Nicht selten ist man überrascht, wie viel besser doch die eigentliche „Notlösung“ ins Gesamtkonzept passt 😉

Du hast dich dazu entschieden, als Fotografin selbständig zu sein. Kannst du dir auch vorstellen, als angestellte Fotografin zu arbeiten? Und wenn nein, was gefällt dir besonders an deiner kreativen Selbständigkeit?
Nein, gar nicht. Ich liebe das Privileg meiner kreativen Freiheit. Mich in meinem Tempo weiter zu entwickeln und nicht an die meines Chefs gebunden zu sein oder gar nur seine ausleben zu dürfen!
Ich kann jeder Zeit neue Dinge ausprobieren, bin nicht gezwungen, jedem Trend hinterher zu laufen und mich der großen Masse anzupassen. Da ich nicht nur im fotografischen Sinne kreativ bin, liebe ich es auch, Accessoires für meine Shootings selbst zu gestalten.
Wie bei allen anderen Selbstständigen gilt auch bei mir: SELBST und STÄNDIG. Es gibt kaum eine Minute, in der ich nicht an mein Geschäft denke und nach Wegen suche, dieses mit Individualität wachsen zu lassen.

Wir wissen alle, dass wir mit der Selbständigkeit nicht den einfachsten Weg gewählt haben was war oder ist die größte Herausforderung an der Selbständigkeit für dich?
Meine ganz persönliche Herausforderung ist, dass ich meinen Traum als Fotografin nicht Vollzeit leben kann, sondern nur in Teilzeit. Das ist sehr oft sehr schwer für mich, da ich wirklich mein gesamtes Herzblut für diesen Traum der Selbstständigkeit aufbringe. Jeden Tag aufs Neue. Ich kann nur hoffen, dass mir die Möglichkeit irgendwann gegeben wird, dass ich die Fotografie meinen Hauptberuf nennen kann.

Vielen Dank für das Interview, Bianca! Wir drücken dir die Daumen, dass du schon bald in die hauptberufliche Selbständigkeit starten kannst.